16.03.2015

Jahresmitgliederversammlung des NABU Astheim

  Der NABU Astheim traf sich am 16. März zur jährlichen Jahresmitgliederversammlung im Margareta-Schenkel-Haus. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Dietmar Sellner war ein Hauptpunkt sein Jahresbericht. Höhepunkte waren wie jedes Jahr die Vogelstimmenwanderung und die botanische Wanderung, Bei ihr wurde das Duo Alfred Kunert und Bodo Friedrich ergänzt durch den Landwirt Roland Kraft, was eine Betrachtung der Natur aus verschiedenen Blickwinkeln ergab. Heufest und Herbstfeuer ersetzten das Sommerfest, wobei das Spektrum der Besucher vom Kleinkind bis zu den Senioren reichte.

  Wichtig ist die Zusammenarbeit mit der Grundschule Astheim. Im Frühjahr ist es der Nistkastenbau, nach dem Sommer der Ausflug. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit der Grundschule Innenstadt aus Rüsselsheim. Hier erleben die Kinder beim NABU in Astheim allein schon in dem kleinen Park eine Freiheit, die ihnen die Enge ihrer Schule nicht bieten kann.

  Seit Anfang 2014 hat die NAJU (Naturschutzjugend) Groß-Gerau beim „NABU-Haus“ Unterschlupf gefunden. Ihr bisheriges Quartier in der Ludwigsaue ist zu baufällig. Das Programm dieser kleinen Gruppe wurde in Absprache mit dem NABU Astheim gestaltet. Inzwischen gibt es mit Jeannine Trzaska eine neue Leitung, mit der auch das neue Programm abgestimmt wurde. Vom 10. Bis 14. August plant sie Sommerspiele. (Näheres: j.trzaska@gmx.de oder Tel.: 015783640913).

  Am 25. August konnte der NABU Astheim mit fünf Gründungsmitgliedern sein 40jähriges Bestehen feiern.

  Bei einer Tour mit 14 Radlern am 29. August zur Kiesgrube Seemann überraschte die mannigfaltige Vogelwelt auf diesem Gelände.

In der ornithologischen Bestandserfassung berichtete Bruno Roth als Vogelschutzobmann über die vielfältige Vogelwelt: 7 Weißstorchpaare haben gebrütet, auch 2 Rot- und 5 Schwarz-Milane, ferner Eule, Turmfalke, Habicht, Sperber, Mäusebussard. Das Blaukehlchen ist wieder aufgetaucht. Das Vorkommen der Singvögel bewegt sich im normalen Rahmen.

  Als Kassenwart berichtete Hans-Lorenz Heck, dass im Jahr 2014 ein Plus erwirtschaftet werden konnte. Das ist auch auf zahlreiche Spenden zurück zu führen.

Kassenwart und der Vorstand wurden entlastet.

  Die Neuwahl des Vorstands verlief zügig, weil alle Vorstandsmitglieder wieder kandidierten und je einstimmig wiedergewählt wurde: 1. Vorsitzenden, Dietmar Sellner, 2. Vorsitzender Klaus Brod, Kassenwart Hans-Lorenz Heck, Schriftführer Kaj Wechterstein, Vogelobleute: Hans Mundschenk, Bruno Roth, und Klaus Steinbrenner.

  Als Rechnungsprüferin ist Renate Brod noch für ein Jahr gewählt, für zwei Jahre wurden gewählt Herbert Laun und als Stellvertreter Ekkehard Ritter.

  Für 2015 stehen zwei Termine fest: 3. Mai Vogelstimmenwanderung, 31. Mai botanische Erkundung. Eine landwirtschaftliche Exkursion mit Landwirt Roland Kraft ist angedacht. Heufest und Herbstfeuer richten sich nach der Witterung. Für Termine ist auch der NABU-Treff am jeweils dritten Montag im Monat ein kompetentes Gremium.

  Unter Punkt Verschiedenes konnte Hans Lorenz Heck berichten, dass die Differenzen nach der Mitgliederwerbung 2013 mit dem NABU Trebur berichtigt wurden. 38 neu geworbene Mitglieder gehören nun auch offiziell dem NABU Astheim an, und die Mitgliederzahl beträgt nunmehr 126.

  Nach diesem Schluss der Jahresmitgliederversammlung konnten sich die Teilnehmer entspannt dem gemütlichen Abschluss hingeben.  

Kaj Wechterstein  


03.05.2015

Graugrüne Vogelstimmenwanderung

Es war kein einladender Maimorgen, der 3. Mai, als sich trotzdem 25 mutige Teilnehmer von 8 bis 88 Jahren zur diesjährigen Vogelstimmenwanderung des NABU Astheim vor dem Margareta-Schenkel-Haus trafen. Aber ehe Dietmar Sellner zu seiner Begrüßung ansetzen konnte, taten das schon zwei Nachtigallen aus voller Kehle. Die erste Station des Weges war gleich hinter dem NABU Haus das Storchennest. Kaum war das Stativ aufgebaut, schwebten die beiden Besitzer ein und ließen sich bewundern. Allerdings scheinen sie wie im Vorjahr mit dem Brutgeschäft ihre Schwierigkeiten zu haben.

Und so ging es weiter zum nächsten Nest beim Kinderspielplatz am Damm. Hier waren schon vier Junge geschlüpft und mussten vorsorglich gewärmt werden. Über den Himmel schossen Rauchschwalben. Mit dem Gesang hielten sich die Vögel an diesem kühlen graufeuchten Morgen zurück. Endlich hörte man die Mönchsgrasmücke und dann auch den Zaunkönig. Aus einem Nistkasten des NABU schlüpfte eine Kohlmeise. Dietmar Sellner zeigte auf ein Krähennest in seinem Garten. Auch Krähen gehören zu den Singvögeln. Es ging den Damm hinunter zum Pappelwald. Hier wurde hoch im Pappelgipfel eine brütende Nilgans in ihrem Nest entdeckt.

Der Schilfgürtel sah traurig aus. Das Schilf lag am Boden. Hier hörte man in früheren Jahren das Blaukehlchen. Aber irgendwo konnten geübte Ohren doch Teichrohrsänger, Dorngrasmücke oder gar die Rohrammer ausmachen.

Am Wiesenweg von der einsamen Bank aus galt es Storchennester zu entdecken. Neben dem alten hohen Nest auf seinem Mast haben sich in Astgabelungen zwei weitere Storchenpaare angesiedelt. Hatte man die Störche ausgemacht, fand man auch ihre Nester. Und wandte man sich um, so zeigte Hennes Mundschenk geübten Augen ein weiteres Storchennest.

Leiser Nieselregen setzte ein. Das NABU Haus war geheizt und die Tische gedeckt. Dort zogen Klaus Steinbrenner und Bruno Roth Bilanz. Sie kamen mit vereinter Hilfe schließlich auf 32 Vogelarten. Sensationelles war nicht dabei, aber Blaumeise, Sperling und Amsel wollen auch gezählt werden, und sogar der Habicht, Vogel des Jahres, war gesichtet worden. Und als eine Zeitungsreporterin eintraf, da erzählten ihr unsere jüngsten Wanderinnen voll Begeisterung, wie sich Nilgans und Storch unterhalten hatten. 

 

Kaj Wechterstein  


31.05.2015

Botanische Erkundung

Letzter Maisonntag um 8 Uhr früh: Botanische Erkundung des NABU Astheim. „Ein schmuckes Häuschen habt ihr hier“, stellten die Besucher fest, die aus den benachbarten Orten gekommen waren. „Das ist gerade gestrichen worden“ konnten die Astheimer feststellen, und sie wussten, wer das geschaffen hatte. Dann konnte Dietmar Sellner den Botaniker aus Trebur vorstellen, Ingmar Stelzig, Biologe und als solcher bekannt nicht nur den Realschülern aus Trebur, sondern auch vielen Lehrern, die er betreut. Das gilt auch für Bodo Friedrich, den Lehrer am Rüsselsheimer Kant-Gymnasium, der den NABU Astheim schon in vielen Veranstaltungen begleitet hat. Ingmar Stelzig blickte um sich und unter sich: „Schon hier gibt es genug Pflanzen für einen Vormittag“, stellte er fest. Aber dann ging es in Richtung Trebur und zu einer Trockenwiese vor dem Schwimmbad. „Diese Wiese dient jedes Jahr als Zeltplatz für das 'Treburer Open Air‘, und man sieht es ihr nicht an“, stellte er dort fest. „Der Oberboden dient nun dem Astheimer Sportplatz“. Die Natur fühlt sich jedoch auch hier wohl. Fröhlich blüht der gelbe Klappertopf. Aber er ist eine Schmarotzerpflanze, und wo er blüht, kümmert das Gras dahin. An ganz trockenen Stellen wächst das gelbblühende Sandfingerkraut und der eindrucksvolle Steppensalbei.

Weiter ging der Weg am ehemaligen Pappelwald vorbei, im vorigen September zum Entsetzen vieler Treburer abgeholzt. Aber was noch im Winter wie Vandalismus aussah, zeigt nun saftiges Grün. Die Natur erobert auch hier auf ihre Art das Land zurück.

Auf dem Weg nach Astheim gehört ein langes Stück Wiese dem NABU. Es wird erst zum Herbst gemäht und ist für den Botaniker eine pflanzliche Fundgrube. Mehr als eine Handvoll Pflanzen hatte hier Ingmar Stelzig schon gefunden und konnte sie nun zeigen: Baldrian, ein Zittergras, Mädesüß, Labkraut, Vogelwicke, weißblütiger Beinwell, Lichtnelke, Färberscharte (zum Färben von Wolle). Ein ganz seltener Doldenblütler, und als solcher der Naturschutzbehörde gemeldet, ist der Haarstrang. Die Raupen der Haarstrangwurzeleule, einem Nachtschmetterling, sind für die Fortpflanzung nur auf diese Pflanze angewiesen.

Weiteres Wissen konnte man sich vor dem NABU-Haus ansehen und aneignen. Ingmar Stelzig ist Spezialist für Flechten und breitete einige seiner Schätze vor den Teilnehmern aus. Flechten sind Doppelwesen als Symbiose von Pilzen und Algen, die dadurch überlebensfähig werden. Hier zeigt sich die Natur als vorbildliche Künstlerin. Und was Ingmar Stelzig zeigte, hielt jeden Vergleich mit einer Schmuckausstellung aus.

Bodo Friedrich frischte schon lange Gelerntes und wieder Vergessenes auf: er führte den Lackmustest vor. Er erklärte Wechselspiele innerhalb der Lichtstrahlenwellen und ihre optische Wirkung bei Vögeln und Käfern.

Es war nur ein kleiner Blick auf das, was die Natur in ihrem unfassbaren Erfindungsreichtum uns überall zeigt. Es gibt noch so viel zu erkunden. Und dankbarer Beifall wurde den Kundigen Ingmar Stelzig und Bodo Friedrich bezeugt. 

 

Gesine und Kaj Wechterstein



15.06.2015

NABU und moderne Landwirtschaft, das scheinen verschiedene Welten zu sein. Und doch ist es die Welt der Natur, ist es die Biologie und Botanik, die beide beschäftigt. Der NABU Astheim hatte im vorigen Jahr bei seiner botanischen Erkundung den Landwirt Roland Kraft als hervorragenden Botaniker erlebt. Auf diese Begegnung ging die Einladung auf seinen Hof und seine Felder in Trebur zurück.

Mitte Juni war dazu eine gute Zeit, weil da das Wachstum Saft und Kraft zeigt. Und so schwang man sich beim Margareta-Schenkel-Haus auf die Räder und erreichte pünktlich den „Neuhof“ zwischen Trebur und Geinsheim, wo man mit einem etwas spitzbübischen Lächeln vom Ehepaar Kraft erwartet wurde. Auf dem großen Hof vor dem Wohnhaus waren grüne Ähren und Pflanzen ausgebreitet. Die NABU-Gruppe wurde geteilt. Die Frauen blieben da. Die Männer wurden in den Geräteschuppen geführt. Dorthin ging es durch den sauberen Schweinestall vorbei an den rosa Schweinen, die die Gruppe neugierig beäugten und beschnupperten. „Das ist mehr oder weniger unser Hobby“, sagte Roland Kraft. Durch die gekippten Fenster sausten Rauchschwalben. Dann ging es in die Halle mit den landwirtschaftlichen Geräten. „Ein Landwirt muss auch Mechaniker sein“, sagte Roland Kraft und wies in die Runde. Heraus ragte da achtunggebietend der Mähdrescher. Fit und modern schaute er aus. „Jahrgang 84“. Autos dieses Jahrgangs sind allenfalls Oldtimer. Aber ein Mähdrescher hat wenig Arbeitstage im Jahr und wird bei richtiger Pflege jung gehalten. Vor dem Geräteschuppen leuchtete ein Gerstenfeld. Roland Kraft riss eine Ähre aus dem Boden und deutete auf die Wurzel: „Wir haben ein trockenes Jahr, und die Wurzeln haben viel Mühe“.

Als die Männer sich dann dem Hof näherten und neugierig auf die grünen Ähren zustrebten, wurde sie energisch weggewinkt. Denn da wurden die Antworten der Frauen mit Frau Kraft diskutiert. Die Aufgaben waren gar nicht so leicht. Hat es früher auch so viele Arten von Weizen und Gerste gegeben? Und seit wann ist Dinkel wieder modern? Das fragten sich die Männer, als sie dran waren. Wer aus Astheim stammte, kannte sich da besser aus. Außerdem standen da Gläser mit Getreidekörner und ein Karton mit Produkten, in denen Getreide verarbeitet war. Welches Getreide war in welchen Produkten? Die Etiketten der Produkte kannten die meisten. Wann aber macht man sich darüber Gedanken, was die Landwirtschaft zu ihrem Inhalt beigetragen hat? Eine Bierflasche bot den Männern Diskussionsstoff. Schließlich siegten die Frauen mit 27 Punkten, die Männer hatten immerhin 23.

Und dann kam die nächste Überraschung. Da stand ein neuer Traktor mit einer Rolle. Die galt es mehr oder weniger geschickt zu besteigen. Oben angekommen saß man sicher und bequem auf Strohballen. Dieser Traktor war vorbildlich leise. Es ging linksherum und rechtsherum über Feldwege. Die Perspektive von der Rolle ist eine viel bessere als die vom Fahrrad aus. Und dem Traktor machen Feldwege nichts aus. Es ging hin und her. Oppenheim lag mal rechts und mal links.

Roland Kraft hatte einen Blick für die Qualität der Frucht. Er hielt immer wieder an und wies uns auf Vieles hin, was nur das landwirtschaftliche Auge sieht: Da wuchs es hochgeschossen, aber kümmerlich, da klein und stämmig. Für das Wachstum spielt schon das Wetter bei der Saat eine Rolle. Zum Glück hält für unsere Landwirte bei der jetzigen Trockenheit der Boden im Ried wegen seiner Rheinnähe die Feuchtigkeit länger als z. B. der Boden in der Wetterau. Dankbar blickten wir zum Rhein hinüber. Aber es kommt auch darauf an, wie tief gepflügt wurde.

 Auf einer Wiese fraßen zwei Dutzend Nilgänse. Im Feld versteckte sich ein Hase. Auf den Blättern einer noch grünen Ähre zeigte uns Roland Kraft winzige Blattläuse. „Die sind innerhalb von drei Tagen geschlechtsreif und vermehren sich unglaublich schnell. Da muss man aufpassen.“ Es gibt viel großes und kleines Leben auf den Feldern. Aber auch der Landwirt will leben und überleben. Und der muss, wenn er überleben will, Pilzkrankheiten und der unglaublichen Gefräßigkeit von Kleinstlebewesen gegensteuern. Er sieht sich auch der Logik der Brüsseler Behörde ausgesetzt, die nicht immer den Erfordernissen der Gegenwart logisch entspricht.

Roland Kraft zeigte uns unter den Äckern Beispiele, wie Landwirtschaft bei aller Erfahrung und allem Wissen einem Lotteriespiel gleicht, wobei das Wetter an der Trommel dreht. Aber Erfahrung und Wissen gehört dazu und zum Wissen Fortbildung. Der PC ist hilfreich, aber ersetzt nicht das eigene Gehirn.

Und zu allem anderen gehört auch in unserer Zeit und in diesem Beruf die Freude dazu, die Freude an der täglichen Arbeit in der Natur, die Freude an der Natur, das Wissen um die Natur und die Dankbarkeit für das, was diese Schöpfung uns gibt und wovon wir leben. Für Alles ist Roland Kraft ein lebendiges Beispiel. Für Vieles hat er der NABU-Gruppe die Augen geöffnet. Der NABU Astheim dankte dem Ehepaar Kraft ganz herzlich für die Phantasie und für die Zeit, die sie für uns aufgewandt haben. Und nach einem Imbiss am Oberwiesensee ließ man sich dankbar zum „Neuhof“ kutschieren, wo die Drahtesel warteten. 


Kaj Wechterstein