TERMINE


Botanische Erkundung

Sonntag 04. Juni 09:00 Uhr

Margareta-Schenkel-Haus


NABU Treff

Montag 12. Juni 19 Uhr

Margareta-Schenkel-Haus


Vogelstimmenwanderung 7. Mai 2023

Foto Ingmar Stelzig
Foto Ingmar Stelzig

Früh um 7 Uhr fanden sich 13 Naturfreunde am Margareta-Schenkel-Haus ein und begannen die Wanderung entlang am Astheimer Ortsrand mit einem Abstecher bis über den Schwarzbach. Bodo Friedrich und Ingmar Stelzig, ausgerüstet mit einem Spektiv, brachten uns die Vogelwelt stimmlich und optisch nahe. 40 Vogelarten wurden identifiziert, was für einen bewölkten Morgen beachtlich ist. Begleitet wurden wir vom ausdauernden und vielfältigen Gesang der Nachtigallen. Eindrucksvoll die Flug Akrobatik von Rot- und Schwarzmilan sowie Turmfalke. An der Schwarzbachbrücke zeigte sich wie im Vorjahr der Eisvogel. Nach der Rückkehr ließen wir bei Weck, Worscht und Wei(n) das erlebte Revue passieren. 
Dietmar Sellner

Vogel des Jahres 2023 Braunkehlchen

Der Vogel des Jahres 2023 im Porträt

Braunkehlchen-Weibchen - Foto: Frank Derer
Braunkehlchen-Weibchen - Foto: Frank Derer

 Insektenreiche Wiesen dringend gesucht

„Es lässt sich nicht verkennen, dass die Wiesenschmätzer langweiliger sind als andere Arten der Familie; immerhin aber gehören sie zu den muntersten, bewegungslustigsten, unruhigsten und hurtigsten Vögeln unseres Vaterlandes.“ So steht es im Klassiker „Brehms Tierleben“. Und jetzt ist es unsere Aufgabe, den Vogel des Jahres 2023, das Braunkehlchen, doch spannend zu machen. Das Braunkehlchen ist stark gefährdet und steht fast in ganz Europa auf der Roten Liste. Auch in Deutschland gehen die Bestände des Langstreckenziehers deutlich zurück.
 

Nur echt mit weißer Augenbinde

Auch wenn der kleine Vogel nicht mit auffälligem Gefieder punkten kann, ist er dennoch sehr hübsch anzusehen. Er trägt eine Augenbinde, einen sogenannten Überaugenstreif. Diese weiße Binde hat ihm unter Ornithologen den Kosenamen „Wiesenclown“ eingebracht. Die Kehle und die Brust sind orangebraun gefärbt, der Rücken ist braun mit dunklen Flecken. Die Weibchen sind wie bei fast allen Vogelarten etwas dezenter, heißt bräunlicher, gefärbt. Fliegen Braunkehlchen auf, blitzt die weiße Schwanzbasis hervor. 

Häufig verweilen die zierlichen Vögel auf einem Zaunpfahl, einer hohen Staude, einer Distel oder einem Schilfhalm und starten von hier aus ihre Jagdflüge. Ruhig sitzen sieht man sie selten, ähnlich wie Rotkehlchen „knicksen“ sie oft und wippen mit dem Schwanz. Das ändert sich, wenn ein Greifvogel am Himmel auftaucht. Mit einem Trick versucht das Braunkehlchen dann, sich durch Erstarren in gestreckter Haltung unsichtbar zu machen: Es nimmt eine sogenannte „Pfahlstellung“ ein und hofft – derart unbeweglich und farblich mit der Umgebung verschmolzen –, von Bussard, Rotmilan und Co. übersehen zu werden.

Winterquartier tropisches Afrika

Umso mehr in Bewegung sind die Braunkehlchen während des Vogelzugs. Sie verbringen die kalte Jahreszeit im tropischen Afrika, in den Savannen und Grasländern südlich der Sahara, und sind daher Langstreckenzieher. Mehr als 5.000 Kilometer haben sie hinter sich, wenn sie im April zurück aus dem Winterquartier nach Deutschland kommen. Wie viele andere Zugvögel auch fliegen Braunkehlchen nachts, tagsüber suchen sie nach Nahrung oder ruhen sich aus. 

Bei uns angekommen halten sie nach blütenreichen Wiesen und Brachen Ausschau, um hier in Bodennestern zu brüten. Solche Landschaftsformen verschwinden jedoch immer mehr, weshalb der Bestand seit Jahrzehnten weiter abnimmt.

Im Nordosten fühlt sich das Blaukehlchen wohl

Das Braunkehlchen ist ein echter Europäer. Mehr als 75 Prozent der Weltpopulation leben auf unserem Kontinent. Das sind schätzungsweise 5,4 bis vielleicht sogar 10 Millionen Brutpaare, wovon mehr als die Hälfte in Skandinavien und Russland – dem Kerngebiet der Verbreitung dieser Art – vorkommt. Der Bestand in Deutschland bewegt sich zwischen 19.500 und 35.000 Paaren, die meisten davon sind in Mecklenburg-Vorpommern zu finden. Aber grundsätzlich kommt es fast überall in Deutschland vor, da es sich sowohl im Tiefland als auch im Mittelgebirge wohlfühlt. Sogar auf dem Tempelhofer Feld mitten in Berlin wurden schon brütende Braunkehlchen gesichtet. 


Junges Braunkehlchen - Foto: Michael Reinicke/www.naturgucker.deJunges Braunkehlchen - Foto: Michael Reinicke/www.naturgucker.de


Vom Zaunpfahl aus auf Insektenjagd

 Damit der Tisch für Nachwuchs und Eltern immer reich gedeckt ist, müssen Wiesen arten- und strukturreich sein. Denn Braunkehlchen fressen die kleineren Bewohner solcher Lebensräume: Insekten und deren Larven, Spinnen, Würmer und kleine Schnecken, die sie von den bereits erwähnten Ansitzwarten aus jagen. Von diesem Ausguck hat das Braunkehlchen die Übersicht über die nähere Umgebung und lauert auf Beute, die es dann im Flug erschnappt. Im Sommer und Herbst ergänzen gerne auch mal Beeren den Speiseplan des munteren Wiesenclowns. Doch schon im September heißt es für unseren neuen Jahresvogel Abschied nehmen von seiner Wiese, dann macht er sich wieder auf die große Reise nach Afrika.


Silvia Teich