Juli – Dezember 2011

25.08.2011

Sommerfest 2011:

Erst Regen und dann Sonnenschein

Als die Sommerzelte sorgfältig aufgebaut waren, die Garnituren auf die Gäste warteten und die Fahnen auf den Sommerwind, als die ersten Würstchen heiß wurden und das Wasser für die Nudeln bereit war, als die Kühlschränke wohl gefüllt waren mit Getränken und Kuchen und Dietmar Sellner zufrieden sagte: „Jetzt können die Gäste kommen!“ da kam der Regen. Er kam intensiv und gleichmäßig mit großen Tropfen. Die Sommerzelte mussten sich nicht als Sonnen-, sondern als Regenschutz bewähren. Und die Zahl der Helferinnen und Helfer - sie ließen sich nicht unterkriegen. „Diesmal gibt’s keinen Stress in der Küche“, meinte Eva Sellner. „Diesmal haben wir für die Helfer gekocht.“ Die stellten fest, dass die dampfenden Nudelgerichte unter dem Regendach besonders gut schmeckten. Und es war eine stattliche Helferschar, die da gute Laune verbreitete. Die Männer vom befreundeten Obst- und Gartenbauverein hatten überall zugepackt. Nun probierten sie, was besser  schmeckte, die Soße aus den Erzeugnissen der Gärten oder der heimischen Ställe. Dietmar Sellner, der sonst von Tisch zu ging, die Gäste begrüßte und sich nach ihrem Befinden erkundigte, ging unermüdlich mit einem Rechen von Zeltdach zu Zeltdach und stieß das Wasser aus den durchhängenden Regenwasserbeulen. Und es gab Familien, die wussten: hier gibt es Essen für Alt und Jung. Sie waren mit dem Auto gekommen und ließen es sich schmecken.

Jedoch als die Kaffeezeit kam, da erschien die Sonne. Die geschnitzten Vögel von Wilfried Hahn glitzerten in ihrem Schein. Der Imker Artur Michelmann aus Sprendlingen konnte neben seinem regengeschützten Hornissennest Originalwaben aus Bienenstöcken aufstellen. Wolfgang Müller, der Salamandermann, ergriff die Gelegenheit und das Mikrofon und berichtete aus dem aufregenden Leben der Hirschkäfer.

Bei Gesine Wechterstein und Käte Breideband schwang sich ein Nils Holgerson nach dem anderen unter den geschickten Fingern der Kinder und den neugierigen Blicken der Eltern in die Lüfte. Bei Hans-Lorenz Heck wurde geraten: welcher Name auf dem Fragebogen gehört zu welchem Vogel auf der Bildwand? Die Löcher der Fühlkästen waren für Erwachsenenhände zu klein. Manches hätten auch sie nicht erraten: Wie fühlen sich Bucheckern an oder Hagebutten?

Mit Erscheinen der Sonne wurde auch der Barfußpfad aufgedeckt. Hier bekamen die Füße etwas zu fühlen. Und es waren nicht nur Kinderfüße, die hier auf den Ratepfad gingen. Auch Eltern wurden die Augen verbunden, und den Kindern machte es viel Freude, sie über Rinde oder Heu, über Korken oder Sand, über Muscheln oder Moos zu führen.

Lange bot sich die Kuchentheke in ihrer ganzen vielfältigen Pracht und Auswahl an. Aber am späten Nachmittag strömten doch noch viele Astheimer herbei, aßen und tranken und genossen die Atmosphäre  unter den schattigen hohen Bäumen und unter den Zeltdächern, die nun Schatten spenden durften.

nun Schatten spenden durften.

Als die letzten Gäste gegangen waren, als abgeräumt und aufgeräumt war, da setzten sich die müden Helferinnen und Helfer an eine lange Tafel, es gab „Worscht, Weck un Woi“, und nach diesem langen Tag wurde Bilanz gezogen: Was für ein Sommertag, erst zu nass und dann fast zu heiß, und dennoch gelungen, so wie er war. Die Praxis, der Spendenbereitschaft der Besucher zu vertrauen,  gilt für Regen und Sonnenschein, denn das Minus des einen wird durch das Plus des andern aufgehoben. Und das Wichtigste ist das menschliche Miteinander bei Regen und Sonnenschein.

 

Kaj Wechterstein

 


14.09.2011

NABU Treff mit Werbern

    Am dritten Donnerstag im Monat ist NABU-Treff des NABU Astheim.

Diesem Treffen vorher ein Thema zu geben ist schwierig; denn die Themen drängen sich beim Treffen in den Vordergrund, und man weiß erst hinterher, welches Thema es diesmal war. Jedenfalls geht es bei allen Treffen sehr lebendig und lebhaft zu, und es gibt überraschenderweise auch Ergebnisse.

    Ein paar Tage vor dem letzten Treffen wurde bekannt, dass der NABU-Kreisverband GG Werber übers Land schickt. Diese wollte der Vorstand persönlich kennen lernen: „Laden wir sie zum NABU-Treff ein, dann lernen sie auch uns kennen.“ So wurde Stefanie Stüber vom NABU Kreisverband gefragt, die meinte: „Wenn ihr denen was zu essen gebt, dann kommen die auch.“ Das sollte keine Schwierigkeit sein. „Es gibt Worscht, Weck und Woi“, sagte Dietmar Sellner.

    Vorher in Erwartung der Gäste gab es Kaffee und den Restkuchen vom Sommerfest. Um 9 meldete sich ein Handy: „Sie finden unser Haus nicht“, sagte Dietmar Sellner und verschwand in der Dunkelheit. Dort fand er Stefanie Stüber. Der war der Kuchen recht, und die war uns auch recht. „Die Werber sind ok“, sagte sie, „die werben noch und kommen noch“. Sie hatte auch Neues vom Vorstand zu berichten. „Es gibt ja keine Zivis mehr, aber dafür Bufdis. Das meint Bundesfreiwilligendienst. Und dafür haben wir im Kreis eine Stelle.“ Wozu soll ein Bufdi gut sein? Stefanie Stüber kann sich eine Fülle von Aufgaben vorstellen: von der Arbeit im Büro über Koordinierungsarbeiten zwischen den Ortsgruppen bis zur Jugendarbeit. Zuschüsse gibt es auch, doch bleibt eine Restfinanzierung. Da sind die Ortsgruppen gefragt. Am NABU Astheim solle es nicht scheitern, meinte man, und auch Kassenwart Hans-Lorenz Heck nickte freundlich.

   Nun klingelte es wieder bei Dietmar Sellner. „Das sind sie“, sagte Stefanie Stüber erleichtert. Dietmar Sellner verschwand wieder in der Dunkelheit und kam mit fünf fröhlichen jungen Leuten wieder. Sie wurden noch fröhlicher, als sie diese NABU-Runde sahen. Hier hatte der Wein den Kaffee abgelöst. Weck und Worscht standen im Nu auf dem Tisch. Für die Vegetarierin gab es leckere Birnen vom NABU-eigenen Baumstück. Und das gegenseitige Vorstellen verlief unter vielem herzlichen Lachen. Die zwei Werberinnen und drei Werber verdienen sich durch das Werben Geld zum Studium.

– Ob diese Tätigkeit mehr Ärger oder mehr Freude macht, wurde gefragt.

Es gibt wenig Ärger, wurde geantwortet. Und das sah man diesen weltoffenen freundlichen Leuten an.

– Ob es für sie eine Rolle spielt, wofür sie werben? Ja sehr. Der Naturschutz liegt allen am Herzen, und sie fragten interessiert nach der Arbeit des NABU Astheim. Davon wurde natürlich gerne und stolz erzählt.

   So zog sich dieses Treffen bis weit nach Mitternacht hin. Und beim NABU Astheim ist man sicher: Ärger gibt es mit diesen jungen engagierten Menschen nicht. Jetzt ist man neugierig auf das Ergebnis.

   Und beim NABU Astheim ist man sicher:

Wer sich werben lässt, ist beim NABU Astheim gut aufgehoben!


Kaj Wechterstein

Schriftführer

 

Auch in Trebur wurden die Werber freundlich begrüßt:


20.09.2011

Wandertag: NABU Astheim und die Grundschule

 

Für die Mitarbeiter des NABU Astheim und für ihren radelnden Reporter gab es wieder eine Aufgabe; denn die Grundschule am Hollerbusch hatte zu ihrem Wandertag gerufen.

Dienstag frühmorgens um acht machten sich die Erst- und Zweitklässler mit Rucksäcken und großen Plastiktüten auf den Weg. Ziel war das NABU-Haus, und Ziel waren die hübschen und bunten Früchte des beginnenden Herbstes.

   Der zeigte sich auch an diesem klaren Morgen, denn aus den Wiesen stieg zarter Nebel auf. Hier gab es die erste Aufgabe. Vom grünen Schilf waren die wuscheligen braunen Wedel abzuschneiden. Dann ging es auf dem Damm um Astheim bis zum Friedhof, wo die Eichen große Menge von Eicheln abgeworfen hatten. Diese galt es zu sammeln. Hinterm Friedhof hatten die Kastanien ihre Früchte fallen lassen, und auch die füllten die Tüten der Kinder.

   Während unter Anleitung einer Lehrerin Bänke zum Frühstück unter dem Dach der Kastanienbäume aufgestellt wurden, radelte der Reporter zum Bauhof nach Trebur; denn das war die erste Station der Dritt- und Viertklässler.

  Nach Trebur

Auch hier war Frühstückszeit, und die Dritt- und Viertklässler saßen nach der kühlen Morgenwanderung im warmen Frühstücksraum der Mitarbeiter. Ihr Thema war von Dietmar Sellner sorgsam vorbereitet: das Wasser um Trebur und Astheim.

   Udo Seemann, der Leiter des Bauhofs, hatte sich, obwohl im Urlaub, die Zeit genommen, um den Kindern verschiedene Aufgaben des Bauhofs zu erklären und die Anlage zum Füllen von Sandsäcken zu zeigen. 1000 Sandsäcke können hier in einer Stunde gefüllt werden, um zu verhindern, dass das Wasser über die Dämme steigt. Hoffentlich wird die Maschine nicht gebraucht!

   Nächstes Ziel war ein eisernes Ungetüm, das am Schwarzbachdamm steht. Die Kinder hatten es im Nu bezwungen und winkten stolz von seiner Höhe. Das Ungetüm hat schon manches ertragen und ertrug auch die Eroberung durch die Kinder.

   Norbert Becker von den helfenden Treburern „Mir Trewwerer“ aber winkte sie zu einem nahe gelegenen Fachwerkhaus und zeigte auf eine Wassermarke. So hoch, weit über den Köpfen der Kinder, hatte das Wasser 1883 Trebur, Astheim und Ginsheim überschwemmt. Dann ging es zurück zum Ungetüm, das eine gewaltige Pumpe war.

   Solche Pumpen hatten das Wasser über die Deiche in den Rhein gepumpt, wenn die Wehre wegen Hochwasser geschlossen waren und die Bäche nicht mehr in den Rhein fließen konnten. 3000 Liter schafften sie in der Sekunde, das sind 30 Badewannen voll.

   Die großen Baumaßnahmen am Rhein sorgen in diesen Monaten dafür, dass man in der Großgemeinde Trebur auch in Zukunft sicher vor Hochwasser leben kann.

   Nun traten die Kinder ihren Rückweg an. Es ging den Schwarzbach entlang über Deiche und durch Wiesen wieder Richtung Astheim.

Der radelnde Reporter wählte den bequemeren Radweg, der auf und ab zwei alte Deiche überquert. Die Erst- und Zweitklässler hatten inzwischen die Schule erreicht und bastelten mit dem, was sie gesammelt hatten.

   Zu den schwarzen Rindern

Aber der Reporter radelte an der Schule vorbei, einem schweren Kies- und Sandtransporter ausweichend, zu einem mit hohem Gras bewachsenen Damm. Dort schob er sein Fahrrad über eine ganz neue Wassersperranlage bis zu einem einsamen schwarzen Eimer mit Äpfeln. Das war das nächste Ziel der Dritt- und Viertklässler.

   Ganz still war es. Umso lauter dröhnte das tiefe Muhen der Gallowayrinder. Aber bald gab es andere zarte Laute, die deutlicher wurden. Da tauchte die erste Kindergruppe und der Hut von Dietmar Sellner auf. Aber der Hut hatte den Kopf gewechselt zur schnellen Vorwegtruppe.

   Zwischen den Kühen regte sich auch eine Gestalt mit Hirtenstab: Reinhard Winter, der sich den Besitz und die Obhut der Rinderherde mit fünf anderen Familien teilt. Die Vorhut der Kinder eilte zum Zaun, während das Gros noch an der Salzquelle verweilte.

   Jetzt wurde auch die Aufgabe des schwarzen Eimers klar: Mit den Äpfeln aus dem Eimer konnten die Kinder die Rinder anlocken, während Reinhard Winter über die Galloways berichtete. Sie sind eine robuste schottische Rinderart, die mit ihrem langen dichten Fell das ganze Jahr im Freien bleiben kann.

   Je mehr Kinder kamen, desto unruhiger wurde der Bulle. „Er fühlt sich für den Schutz der Herde zuständig“, erklärte Reinhard Winter. „Wenn ihr nicht da seid, ist es hier sehr ruhig.“

   Aber vierzig Kinder sind nicht ruhig, und so zogen sich diese massigen und doch so sensiblen Rinder an das andere Ende ihrer Weide zurück.

   Wieder zur Schule

Den Reporter drängte es zur Gruppe der Erst- und Zweitklässler. Was war wohl mit den Kastanien und Eicheln geschehen?

Auf dem Rückweg zur Schule hatten die Kinder noch Hagebutten und bunte Blätter gesammelt und fädelten nun alles auf dünnen Draht zu skurrilen Designerketten auf. Das war für die kleinen Finger sehr ungewohnt. Frau Wechterstein, die sich diese Aktion ausgedacht hatte, musste manche Hilfestellung leisten. Auch die Lehrerinnen bastelten und halfen. Frau Weiss spannte einen großen Rahmen. An ihm sollen die Ketten aufgehängt und ausgestellt werden.

   Das war ein langer und erfüllter Vormittag für die Kleinen. Die Lehrerinnen waren zufrieden und die Kinder waren stolz.

   Kurz vor Halbeins kamen auch die älteren Schüler von ihrer Wanderung zurück. Über acht Kilometer waren sie gelaufen durch Nebel und feuchtes Gras und warme Herbstsonne. Nun hatten sie rote Backen und heiße Füße. Ganz viel hatten sie über die Wasserläufe und deren Bändigung in Trebur und Umgebung erfahren - und über Rinder, die trotz ihrer Körperkraft so sensibel sind. „Die Kinder brauchten wir nicht zu bändigen“, sagte Dietmar Sellner, während er einem Bub seinen Hut vom Kopf nahm. 

 

Kaj Wechterstein


01.10.2011

Heufest

Heupuppen
Heupuppen

   „Kommt alle“, so hatte der NABU Astheim vorher geworben: „Kinder, Eltern, Großeltern“.
Alle waren natürlich nicht gekommen; aber viele: Kinder, Eltern, Großeltern und Onkel und Tanten. 25 Kinder konnte man zeitweise zählen, nicht gezählt die, die gerade tief im Heu steckten.

   Rechen und Heugabeln standen bereit. Und viele packten an. Das Heu lag trocken in breiten Streifen. Und so wurde mitten auf der Streuobstwiese des NABU hinter dem Margareta-Schenkel-Haus ein großer Heuhaufen aufgeschichtet. Erst wurde er zaghaft von den Kindern beäugt. Dann versteckten sich die ersten darin. Dann sprangen die nächsten hinein: „Komm, wir machen eine A…bombe“! riefen nicht nur die Jungs.

   Gesitteter ging es an den Tischen der Frau Wechterstein und der Frau Breideband zu. Hennes Mundschenk hatte für armlange spitze Stöcke gesorgt. Um die wurde das Heu mit feinen Fäden gewickelt; darüber wurde eine Heukugel gebunden. Stoffreste lagen bereit. Und so entstanden Tina und Klaus, Berta und Bernd, Julia und August. Einige Väter bastelten mit Kastanien, und es entstanden Wesen, für die Bezeichnungen noch erfunden werden müssen.

   Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel. Unermüdlich wurde das Heu zusammengerecht. Riesige Heuballen wandelten über die Wiese. Als die Schatten länger wurden, da war die Wiese geräumt, und die Getränkekästen waren leer. Ein Familientrupp nach dem andern zog ab, und zu Hause warteten Badewanne oder Dusche.

Dietmar Sellner rief zum Abschied: „Vergesst nicht, in drei Wochen ist Herbstfeuer!

 

Kaj Wechterstein


23.10.2011

Herbstfeuer

Feuerarchitektur von Hennes
Feuerarchitektur von Hennes

   Über eine halbe Stunde vor Beginn kamen die ersten betagten Besucherinnen. Aber Bänke standen schon bereit, und sie konnten sich wunderbar im warmen Schein der Herbstsonne unterhalten.

   Vor ihnen hatte der Hennes bereits einen Holzaufbau aus Palisaden und Hobelspänen errichtet, schief und in sich gewunden wie die modernen teuren Architekten ihre modernen teuren Hochhäuser errichten.

   Immer mehr Besucher jeden Alters und aller Generationen kamen und freuten sich an der Sonne und den herbstlichen Farben des kleinen Parks hinter dem Margareta-Schenkel-Haus des NABU Astheim. Welch ein Kontrast zum nebligen nasskalten Tag vorher!

   Es ging auf drei Uhr zu. Dietmar Sellner lief mit einem Feuerzeug um den Holzturm herum. Pünktlich drei Minuten nach Drei war der Hennes zur Stelle. Umringt von kleinen Jungs ging es los. Einer zündelte unten, der andere in der Mitte: „Du musst unten anzünden“. „Das ist dem Feuer egal“. Ein kleiner Windhauch, und es brannte unten und in der Mitte und hoch in die Luft. „Pass auf, geh nicht so nah ran“! riefen Mutti und Oma gleichzeitig. Aber im Nu hatte sich das Feuer eine Achtung gebietende Distanz verschafft. Ein wunderbares lebendiges Schauspiel, von dem man seine Augen nicht lassen konnte, die hohen knallroten Flammen vor dem knallblauen Himmel.

   „Wer ist denn hier für Getränke zuständig“? fragte ein Knirps eindringlich. „Da im Kasten ist was“. „Meine Oma hat Durst. Das ist doch Bier!“ Der frische Most stand auf dem Tisch.

Als der Holzstoß in sich zusammenfiel und zur Glut überging, da wurde auch ausgeschenkt und für Stockbrot und Kartoffeln gesorgt. Die Kartoffeln waren bereits gekocht. So war man sicher, dass sie nicht wie früher halbgar aus der Glut kamen. Zwei Eimer voll Teig für das Stockbrot gab es. Stecken waren auch bereit. Und damit sich die ungeduldige Jugend nicht über halbgares Stockbrot beschwert, wurde der Teig sorgfältig dünn geknetet und gekonnt um die Stöcke gewunden, die fleißigen Hände zeitgemäß steril in Handschuhen aus Gummi, damit das Brot keine zu persönliche Note bekam. Und weil die Glut zu glühend war, wurde ein Teil abgeschippt und kam in die Waschbütt, über der das Stockbrot gefahrlos rösten konnte.

   Am Rande des Feuers glitzerte es silbern: das waren die Kartoffeln in Alufolie. „Was kost’ denn die Kartoffel, und wer kassiert?“ „Hier wird nicht kassiert. Aber da steht ein Kästchen, wo Spende draufsteht, und da kann man ganz viel reinlegen“!

   Für die rußfrei gegrillten Kartoffeln gab es Butter und Quark und Salz und Pfeffer und Kümmel. Und so kam es, dass der Kasten Bier leer wurde, obwohl die Oma Most getrunken hatte. „Beim Heufest sind nur drei Flaschen Bier getrunken worden.“ „Ja, da haben sie auch geschafft. Da hatten sie keine Zeit.“ Aber ein Vater erinnerte sich hilfsbereit, was in seinem Keller stand.

   Die Glut wurde schwächer. Die Kinder hatten einen Ball aufgetrieben und tobten, wo sonst die Hunde toben. Es dämmerte und wurde kühl. Der Teig war alle, die Kartoffeln waren alle gegrillt. Alles Bier, aller Most war getrunken. Man verabschiedete sich und bedankte sich ganz herzlich bei den fürsorglichen Organisatorinnen und Organisatoren des NABU Astheim.

   In der Luft kreisten drei Bussarde. „Bei uns gibt’s nix mehr“, sagte Hennes. „Im Haus hab’ ich noch Kuchen“, sagte Ulle. Fürsorgliche Organisatorinnen haben eben immer noch was!

 

Kaj Wechterstein

Schriftführer

 


17.12.2011

NABU Trebur - NABU Astheim: Pflanzen kehren heim!

  An einem Samstag mitten im Dezember zogen und schoben Mitglieder des NABU Trebur und NABU Astheim mit einem Hänger und mit Schubkarren über den erhöhten und ausgebauten Winterdeich zur Herrenwiese hinter Astheim. Transportiert wurden Grassoden mit wertvollem botanischem Inhalt. Vor anderthalb Jahren war die Gruppe ebenfalls den Weg gezogen, aber andersherum. Unter der Anleitung von Alfred Kunert hatte man im Frühling 2009 Grassoden unter anderem mit Pflanzen-Raritäten wie der Bastardschwertlilie, dem Teufelsabbiß oder dem Zittergras vor der Deichsanierung gerettet und auf einer kleinen Wiese in Trebur eingepflanzt.

 Inzwischen war viel geschehen. Der Damm und die Gegend drum herum wurden abgesperrt. Radwanderer mussten ungewohnte Umwege auf sich nehmen. Wer sich dennoch - wenn auch nur aus Wissbegier - auf seinem liebgewordenen Weg versuchte, wurde streng von Mitarbeitern der Baufirmen aus diesem Gelände verwiesen, für das sie nun zuständig waren. Der radelnde Reporter hatte da nichts mehr zu suchen.

  Aber nun gehen die Bausanierungsmaßnahmen dem Ende entgegen. Die Bagger sind abgezogen und die unendliche Kette der Sandtransporter ist verschwunden. Bald werden auch die letzten Absperrungen verschwunden sein. Wege müssen noch repariert werden.

  So zogen NABU Trebur und NABU Astheim ungehindert mit den Grassoden aus der kleinen Wiese in Trebur zur Herrenwiese hinter Astheim. Und dorthin kehrten die Pflanzen zurück und wurden am Deichfuß fachgerecht eingebracht.

  Mancher mag sich fragen: Ist das der Mühen wert? Aber da gerät Alfred Kunert ins Schwärmen: Was die wenigsten ahnen, das ist weit und breit der wertvollste, artenreichste Deichabschnitt. Zum Beispiel diese wunderschöne Bastardschwertlilie. Bei uns ist ihr nördlichstes Vorkommen in Deutschland. Und er zählt auf, was hier wieder blühen und wachsen wird. Der Haarstrang, an dessen Wurzel sich die Larve vom Haarstrangwurzelschmetterling nährt, wurde im Rahmen der Baumaßnahmen ausgegraben und wieder eingepflanzt. Das gehörte zu den landespflegerischen Begleitmaßnahmen, die nicht so auffallend waren wie das Schaufeln und Schütten mit schwerem Gerät, aber es wurde auch im Zuge der Deichsanierung durchgeführt. Wer die Deichstraße vom Steindamm in Richtung der neuen Pumpstation entlang radelt, sieht zur Linken am Damm weite Flächen des Stechapfel. Er ist ein Erstbesiedler. Seine ölhaltigen Samen können sich sehr lange im Boden halten, um dann bei passender Gelegenheit ans Licht zu kommen. Das gilt auch für den Klatschmohn. Man hat, so berichtet Alfred Kunert, im Lehmgemäuer Jahrhunderte alter Fachwerkhäuser lebensfähige Klatschmohnsamen gefunden.

  Und so wird das Frühjahr uns manche Überraschungen bereithalten. Sicher auftauchen wird die Knollige Kratzdistel, deren Knollen ebenfalls wieder eingepflanzt wurden.

  Zu Danken ist das den hartnäckigen Bemühungen von Alfred Kunert, der im Namen unserer NABU-Gruppen die Baufirmen unermüdlich auf den Reichtum dieser bemerkenswerten Flora um den Winterdeich aufmerksam gemacht hat.
  Dankbar dürfen wir aber auch für die heimlichen Schätze der Natur sein, die mit menschlichen Baumaßnahmen auf ihre Art umzugehen weiß.

 

Kaj Wechterstein